Thursday, October 6, 2022

Ich fordere die Wiederherstellung meiner Redefreiheit in meiner Muttersprache

 Im Frühjahr 2006 wurde ich angeworben, Blogtexte für eines der grösseren Webportale in Finnland, das ich hier nicht mit dem Namen nennen will, zu schreiben - diejenigen, die die Geschichte schon gehört haben, werden es schon wissen. Wie dieser Blogeintrag zeigt, bin ich der Meinung, dass meine Schwierigkeiten nur auf allgemeinere Probleme der finnischen Medienwelt hinweisen, und deshalb wäre es ungerecht, eine einzige Medienfirma zu brandmarken.




Die Produzentin des Portals, die mich angeworben hat, hat nicht an Komplimenten gespart, was meine "originelle" und "begabte" Verwendung der finnischen Sprache im vorliegenden Blog betrifft. Ich habe mich natürlich gefreut, so gelobt zu werden, aber noch mehr habe ich mich auf die monatlichen achthundert Euro gefreut, die mir versprochen wurden. Damals hat es sich als grosses Geld angefühlt.




Ich habe mir eingebildet, dass dieses Geld es mir ermöglichen könnte, an meiner Dissertation weiterzuarbeiten, die wenigstens teilweise deshalb ins Stocken gekommen war, weil ich mir die relevante Forschungsliteratur nicht leisten konnte. In Praxis aber habe ich die letzte Chance verpasst, akademische Karriere zu machen, da ich ausser den Blogschmierereien auch eine richtige Arbeit hatte. Zeit gab es ganz einfach zu wenig.




Im Anwerbungsgespräch hat mir die Produzentin der Site eindeutig klargemacht, dass sie von mir polemische Texte verlangte, die furiöse Debatte erwecken könnten. Wie ein loyaler Angestellter habe ich auch mein Bestes versucht, ihren Wunsch zu erfüllen, aber gleichzeitig habe ich eingesehen, dass ich als weit sichtbare Medienpersönlichkeit viel mehr Verantwortung hatte denn als namenloser Blogger.




Als die Blog- und Online-Gesprächskultur in Finnland noch in Kinderschuhen steckte, war ich durch meine übertriebenen Provokationen eher berüchtigt geworden, aber als ich Online-Feuilletonist wurde, sah ich gleich ein, dass ich jetzt eine Medienpersönlichkeit mit Verantwortung war, weshalb ich es mir zur Aufgabe machte - beinahe ohne es selbst zu merken - Bürgerversöhnung in Finnland zu fördern. Ein wichtiger Aspekt dieser Versöhnung war es, die immer noch brennende Wunde des Bürgerkrieges von 1918 zu heilen, da ich von der Meinung war, dass die Erinnerungen an die Konfrontation zwischen Roten und Weissen die finnische Kultur und Mentalität von heute zu viel beeinflussen, ja vergiften. Es war mein Ziel, das Beste an beiden Traditionen - der weissen und der roten – zusammenzubringen.




Zunächst wurden meine Bestrebungen von vielen Lesern eher begrüsst. Ein Beispiel waren die Massengräber in Huhtiniemi. Als in Huhtiniemi bei Lappeenranta in Ostfinnland Massengräber gefunden wurden, führte dies seinerzeit zu einer heissen Debatte. Einige linksgesinnte Diskussionsteilnehmer argwöhnten, die Toten seien finnische Soldaten, die von ihren Offizieren in einem Verzweifelungsakt hingerichtet wurden, als die Front Ende des Krieges zusammenbrach und es galt, den chaotischen Rückzug zu stoppen. (Eigentlich stellte es sich heraus, dass diese Gräber viel älter waren, da die Toten kaiserlich-russische Soldaten waren, die im neunzehnten Jahrhundert, als Finnland noch ein Teil Russlands war, irgendeiner Seuche erlegen waren.) Um die erregten Gemüter zu beruhigen, habe ich damals einen versöhnlichen Blogeintrag verfasst, in dem ich den sogenannten Winterkriegsgeist heraufbeschwören wollte (in der nationalen Mythologie Finnlands wird der Winterkrieg von 1939 als Versöhnung zwischen den Roten und den Weissen des Bürgerkriegs von 1918 betrachtet), und dafür habe ich Lob auch bei altmodischen militaristischen Patrioten geerntet, die darin etwas Positives in der ihres Erachtens im übrigen so öden Medienlandschaft erkannten. Hier muss ich ausdrücklich betonen, dass ich auch den Extremisten von dieser Art nie nachgegeben habe, ich habe nur die Ausnutzung der Vergangenheit zu politischen Zwecken verurteilt, während ich die Suche nach Wahrheit und die Wahrheit selbst als Eigenwerte betont habe.




Anfang des neuen Jahrtausends hatte ich nämlich mehrere ganz sachliche und produktive Diskussionen mit altmodisch finnisch-vaterländischen meinungen erlebt. Während diese Leute in ihrem Verhältnis zu Fragen der Landesverteidigung und der nationalen Geschichte eher rechtsgesinnt waren, haben sie mich durchaus ernstnehmen können, als sie herausgefunden haben, dass ich die Geschichte der Sowjetunion und des Ostblocks kannte und dass ich dem Kommunismus ebenso kritisch gegenüberstand wie sie, obwohl ich mich damals noch als links identifizierte.




Ich habe es so interpretiert, dass viele der angeblich unversöhnlichen Konflikte, die bis dahin das politische Leben Finnlands charakterisiert hatten, jetzt, nach dem Ende der Sowjetunion, endlich vergessen werden könnten. Das oben genannte Feuilleton über die Gräber in Huhtiniemi wurde sogar von einigen solchen Hurrapatrioten willkommen geheissen, die im übrigen alle Leute, die nicht mit ihnen einig waren, des Stalinismus bezichtigten, weil sie meine Vorgehensweise eben versöhnlich und unvoreingenommen fanden.


Als ich mit meinen Online-Provokationen einen gewissen Ruf erwarb, wurde ich vor allem als oberster Frauenhasser Finnlands berühmt und berüchtigt. Wie man sich vorstellen kann, haben dann sowohl reale und angebliche Online-Feministinnen versucht, meine Vorgesetzten dazu zu überreden, mir zu kündigen. Meine Vorgesetzten haben mich loyal gegen solche Forderungen verteidigt, und ich konnte wie früher weiterschreiben. Alles hat sich aber verändert, als mich die Rechtsextremisten ins Visier genommen haben. Dann haben mich nämlich die Vorgesetzten beschuldigt, die Extremisten provoziert zu haben, obwohl das rechtsextreme Pöbel auch solche Blogeinträge unsachlich kommentierte, die von etwas völlig Unpolitischem handelten, wie etwa von Wiederholungssendungen alter, nostalgischer Fernsehserien. Jede Betriebssicherheit, die ich bisher genossen hatte, war plötzlich völlig verschwunden.


Theoretisch war ich berechtigt, Störenfriede aus dem Kommentarkasten auszuschliessen, wenn sie sich auf der Site registriert hatten. Meine Vorgesetzten aber haben mir gesagt, dass sowohl das Registrieren wie das Blockieren über eine Master-Site in den USA geschah, so dass die Besucher, die ich blockierte, auch ihren Zugang zu wichtigen Web-Ressourcen ausserhalb Finnlands verloren. Die Konsequenz war, dass ich den Gnaden der Online-Trolls wehrlos ausgeliefert war.


Als ich das erste Mal über die sogenannten "Einwanderungskritiker" geschrieben habe, haben wüste Bedrohungen die Kommentarbox blitzschnell gefüllt, so dass ich mich bald gezwungen sah, weitere Kommentare zu blockieren. Sogar danach ist aber noch ein Troll im Stande gewesen, seinen Senf dazuzugeben. Dies kann nur so erklärt werden, dass die rassistischen Extremisten das Site-Management hatten infiltrieren können.


Ich finde es in der Tat wenigstens denkbar, dass einige der Miesmacher in der Kommentarbox weder russische Trolls noch spontan handelnde Online-Rechtsextremisten waren, sondern dass sie von meinem Arbeitgeber rekrutiert worden waren. Ursprünglich war ich beauftragt worden, das Thema jedes Blogeintrags frei zu wählen, vorausgesetzt, dass es etwas mit aktuellen Medienbegebenheiten zu tun hatte. Diese Ausdrucksfreiheit begann aber gleich abzubröckeln, als ich mich im Kollisionskurs mit den Rechtsextremisten fand.


Es ist in der Tat meine ernst gemeinte Hypothese, dass das Management der Firma der extremen Rechten mehr Mediensichtbarkeit und Akzeptabilität in finnischsprachiger politischer Debatte geben wollte und dass ich nur rekrutiert worden war, weil meine antifeministischen Provokationen im ersten Jahrzehnt des neuen Millenniums als Indikation einer rechtsextremen Weltanschauung interpretiert wurden. Das Management hat folglich von mir erwartet, dem Rechtsextremismus neue intellektuelle Legitimität zu verleihen.


Als ich nicht gewillt war, diese Rolle anzunehmen, hat die Firma versucht, sie mir aufzuzwingen, und das Ergebnis war, dass ich den Job verloren habe - natürlich unter dem Vorbehalt, dass die Firma einen glaubwürdigen wirtschaftlichen Vorwand abgewartet hat, um meiner Kolumnistenkarriere ein Ende zu setzen. Als die Vorgesetzten mich nicht gegen die Miesmacher in der Kommentarbox verteidigten, sondern mich eher beschuldigten, sie provoziert zu haben, ist es natürlich, dass meine Schmierereien schlechter und die Leser müde wurden.


Seitdem habe ich kein einziges Wort in der finnischen Sprache irgendwo in Finnland veröffentlichen können, und ich bin praktisch aus allen finnischsprachigen Medien verschwunden. Ich bin wahrscheinlich der einzige Finne, der je Literatur auf Irisch hat veröffentlichen können, aber trotzdem wird ich nicht einmal in finnischsprachigen Artikeln über die irische Sprache erwähnt.


Bald nach meiner Kündigung hat ein freiberuflicher Journalist, der Irland besucht hatte und dem dort enthusiastische junge Leser meiner Bücher begegnet waren, mit mir Kontakt aufgenommen. Er wollte einen Artikel über mich als irischsprachigen Autor aus Finnland verfassen, und ich habe seine Fragen beantwortet und ihm alle möglichen Zusatzmaterialien gesandt. Er konnte aber seinen Artikel nirgendwo drucken.


Etwas Ähnliches ist geschehen, als eine linksorientierte Zeitung, d.h. eine, die im Prinzip keine rechtsextremen Sympathien hegte, einen Artikel über die Wiederbelebung der irischen Sprache in Irland veröffentlichte. Der Leser kann sicher schon erraten, dass ich weder im Artikel erwähnt noch als Expert zu Rate gezogen wurde, obwohl es weit bekannt ist, dass ich seit mehr als zwanzig Jahren in der irischen Sprachbewegung engagiert bin und dass ich sogar Literatur in der Sprache verfasst und veröffentlicht habe.


Nach meinen Jahren als Feuilletonist wurde mir mehrere Male nahegelegt oder vorgeschlagen, etwas in finnischer Sprache über Themen zu schreiben, in denen ich Sachkenner bin. Diese Vorschläge aber haben nie zu etwas Handfestem geführt, weil mein Gegenüber unerklärlich aufgehört hat, meine E-Mails zu beantworten, bevor irgendein Vertrag unterschrieben werden konnte. Meines Erachtens kann man hieraus die Schlussfolgerung ziehen, dass mein Name auf einer Schwarzen Liste steht.


Der Verleger meiner irischsprachigen Bücher hat jetzt angefangen, meine finnischsprachigen Materialien (Sammlungen meiner alten Online-Feuilletons) zu drucken, aber finnischsprachige Bücher, die von einem Kleinverlag in Schottland herausgegeben werden, können natürlich die öffentliche Debatte in Finnland viel weniger beeinflussen als wenn sie von einem finnischen Verlag ediert werden würden.


Bitte nochmal darüber nachdenken. Ich hatte überhaupt keinen Hintergrund in finnischsprachiger Journalistik, dann wurde ich als Kommentator wegen meines angeblichen Naturtalents angeheuert, um dann sieben Jahre als solcher zu arbeiten, und jetzt bin ich schon sieben Jahre aus jeder journalistischen oder Medien-Arbeit in finnischer Sprache ausgeschlossen. Es ist de facto untersagt, meinen Namen in finnischsprachigen Medien zu nennen, und noch schwerer fällt es mir, einen neuen Auftrag als Blogger oder Feuilletonist zu bekommen, obwohl ich mich durchaus in dieser Arbeit bewährt habe, natürlich unter der Voraussetzung, dass der Arbeitgeber und der Vorgesetzte willens sind, sich um meine Arbeitssicherheit zu kümmern. Mir fallen nur zwei Erklärungen dazu ein.





Entweder sind meine Schmierereien keinen Pfennig wert, wie ich schon argwöhnte, und ich wurde nur deshalb rekrutiert, weil die Chefetage der Medienfirma glaubte, ich sei selber ein Rechtsextremist, und fand, dass ich dazu beitragen könnte, die rechtsextreme Ideologie in den Mainstream der Gesellschaft zu bringen. (Ich bin durchaus bereit, die Möglichkeit in Kauf zu nehmen, dass ich eigentlich kein besonders prachtvoller Publizist in finnischer Sprache bin.) Oder ich bin ein wirklich begabter Schriftsteller, aber die Medien fürchten sich, etwas von mir zu drucken, weil sie nicht von rechtsextremen Trolls verfolgt werden wollen. (Dies gilt natürlich nur den finnischsprachigen Publikationen – ich habe nie auf irgendwelche Schwierigkeiten getroffen, als ich etwa meine Essays über die irische Sprache oder die russische Literatur auf Schwedisch habe veröffentlichen wollen.)


Aus beiden Alternativen lässt sich der Schlusssatz ziehen, dass die finnischsprachigen Medien und die finnischsprachige Presse Selbstzensur üben, um Rechtsextremisten einen Gefallen zu tun. Man kann nur vermuten, ob dies davon herrührt, dass alle finnischsprachigen Medien, die nicht unverhohlen links stehen, programmatisch für Rechtsextremismus sind, oder ob diese Medien ganz einfach zu feige und zu wenig selbstsicher sind, um den Online-Hasskampagnen der extremen Rechten die Stirn zu bieten.


Man kann sich die Möglichkeit kaum vorstellen, dass alle finnischsprachigen Medien wegen ihrer reinen Feigheit vor der alternativen Rechten zu kapitulieren bereit wären. In jeder westlichen Gesellschaft verfügen die Medien über eine ansehnliche Macht: könnten die Medien-Tycoons sich wirklich vor einer Handvoll von Online-Brunnenvergiftern fürchten? Der Gedanke, dass die Medienkonzerne der extremen Rechten bewusst Vorschub leisten würden, kommt auch nicht besonders glaubwürdig vor, aber leider ist es die wahrscheinlichere Alternative.


Ich war eine der ersten Medienstimmen in Finnland, die wagten, offen zu verkünden, dass die neue extreme Rechte mit Russland kollaborierte. Dies hat eine Menge Leute in Rage gebracht, und im Kommentierkasten wurde ich sowohl von der extremen Rechten wie Linken diffamiert und mir wurde unterstellt, dass ich etwa psychisch gestört wäre. Die Altkommunisten empfanden es als persönliche Beleidigung, wenn jemand Russland mit der extremen Rechten in Zusammenhang bringt, und die Rechtsextremen wollten natürlich auch nicht als russisch gesinnte Vaterlandsverräter dastehen.


Noch heute tun sich sowohl die Medien wie die Behörden in Finnland schwer, zuzugeben, dass die extreme Rechte hierzulande mit Russland kollaboriert. Unsere Sicherheitspolizei hat in ihren Berichten lange darauf bestanden, dass die Russlandfreundlichkeit, die bei der extremen Rechten anderer europäischer Länder schon zu verspüren war, sich in Finnland kaum geltend machen könnte, da unsere Rechtsextremisten traditionell antirussisch waren. Die Sicherheitspolizei blieb immer noch dabei, als das Homma-Forum – das Einstiegsforum für alle Online-Rechtsextremisten in Finnland – schon eine denkbare russische Besatzung Finnlands willkommen hiess, da die Okkupanten – so die Spekulationen der Forummitglieder – die schwedischsprechende Minderheit Finnlands und die Einwanderer prompt massakrieren würden.


Wenn ich aus den Medien ausgeschlossen wurde, weil es noch nicht akzeptabel war, Kollaboration zwischen Russland und der extremen Rechten zu vermuten, ist es natürlich verständlich: man darf nicht recht haben, bevor es opportun ist, recht zu haben, oder wie es der polnische Aphoristiker Stanisław Jerzy Lec formulierte: viele, die ihrer Zeit vorausgeeilt waren, mussten auf sie in sehr unbequemen Unterkünften warten. Solange kein anderer meine Vorstellung teilte, war es leicht, mich als Wahnsinnigen abzutun. Aber heute, da es nicht mehr möglich ist, die russischen Kontakte der extremen Rechten zu leugnen, ist es Zensur und Diskriminierung, mich immer noch als Wahnsinnigen oder Persona ingrata zu behandeln.


Im Gegensatz zu all jenen rechtsextremen Provokateuren, die überhaupt keine Schwierigkeiten haben, für ihre Gedanken ein Veröffentlichungsforum in der finnischen Gesellschaft zu finden, habe ich jeden Anlass, zu behaupten, dass meine Situation der der sowjetischen Andersdenkenden in den letzten Jahrzehnten mit der kommunistischen Diktatur (jetzt meine ich natürlich nicht die Stalin-Jahre, als einem mit dem fadenscheinigsten Vorwand der Garaus gemacht werden konnte) verglichen werden kann. Ein Schriftsteller, der sich in Konflikt mit den sowjetischen Behörden fand, konnte in den Spätjahren der Sowjetunion durchaus mit sieben Jahren Publikationsverbot rechnen. Und im heutigen Finnland hegen die Medien mehr Respekt für die alternative Rechte als für die staatlichen Behörden.


Nur ein Jährchen nach meiner Mundtotmachung hat die finnische Journalistin Jessikka Aro eine Grossreportage darüber, wie russische Agenten und Kollaborateure finnische Internet-User provozieren und einschüchtern. Dies führte dazu, dass eine koordinierte Hasskampagne gegen Aro organisiert wurde, die sogar die von mir erlebte weit übertraf. Und es ist mein Eindruck, dass auch sie von ihren Kollegen und vom Mediensektor nur eher begrenzt unterstützt wurde. Auch viele Journalisten mokieren sich über sie, bagatellisieren ihr Leiden, machen sie lächerlich und piesacken sie mit unbegründeten Unterstellungen.


Ich will besonders hervorheben, dass ich nicht versuche, einen neuen Job als finnischsprachiger Feuilletonist zu finden. In der Tat war es der grösste Irrtum meines Lebens, den zuckersüssen Schmeicheleien nachzugeben und das Angebot zu akzeptieren, für jenes Web-Portal Blog zu schreiben. Die ganze erbärmliche Episode hat mich nur überzeugt, dass die finnische Sprache und die finnischsprachige sogenannte Kultur nur Lug und Trug ist. Man kann einhundert Sprachen beherrschen, man kann nur so universell gebildet und ausgebildet sein, man darf Finnisch schreiben wie die alten Meister aber besser, - das alles ist keinen feuchten Kehricht wert, wenn man auf Finnisch gegen Bezahlung schreiben will. Wer auf Finnisch etwas veröffentlichen darf, ist eine Frage der politischen Opportunität.


Hier in Finnland wird uns immer weisgemacht, dass wir etwa die beste Pressefreiheit in der Welt haben. Um es gedämpft auszudrücken, klingen solche Beteuerungen eher hohl, weil man in diesem Land nur diejenigen Ansichten frei verkünden darf, die Teil eines verbreiteten Ansichtenkomplexes sind. Die Vorurteile deines eigenen Komplexes darfst du nicht bezweifeln. Mir war es nicht erlaubt, Feminismus oder Russland zu kritisieren und gleichzeitig Rassismus zu bekämpfen, denn bist du kritisch gegen Feminismus und Russland, musst du unbedingt rechts sein und den Rassismus verharmlosen. Und während eine linke Zeitschrift oder Zeitung den Antirasismus durchaus erlaubte, würde sie nicht meine armee- und Nato-freundlichen oder antirussischen Ansichten drucken.





In der schwedischen Sprache aber darf man in Finnland alles sagen. Durfte früher, und wird auch künftig dürfen. Ebendeshalb wollen sowohl die Rechtsextremisten wie Russland den offiziellen Status der schwedischen Sprache in Finnland abschaffen. Ebendeshalb haben alle Freunde der Freiheit in Finnland die schwedische Sprache so lieb. Die finnische Sprache ist ein Gefängnis, das Schwedische ist der Schlüssel, der die Tür der Gefängniszelle öffnet. Wie es Thomas Simonsson seinerzeit ausgedrückt hat: frihet är det bästa ting som sökas kan i världen kring, Freiheit ist das Beste, was man in der ganzen Welt suchen kann.


Deshalb rufe ich dazu auf, keinen Fetzen Papier auch nur anzurühren, auf dem etwas auf finnisch Gedrucktes steht. Wenn die finnischsprachigen Medien und Verlagshäuser bewusst darauf aus sind, die Pressefreiheit einzuschränken und die Grenzen des Sagbaren nach rechtsaussen zu verschieben, müssen sie unbedingt boykottiert werden. Lest keine finnischsprachigen Zeitungen, lest keine Bücher in der finnischen Sprache. Gebt finnischsprachigen Medien keine Interviews. Übersetzt keine Zeitungsartikel oder Bücher ins Finnische oder aus dem Finnischen.

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